Cervia – Salzstadt an der Adria
Die heutige Stadt Cervia war früher als Ficocle bekannt. Dieser Name leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet Ort der Algen. Schon früh wurde die durch die Salzgewinnung wohlhabende Stadt Bischofssitz. Salz war im Mittelalter oft die einzige Möglichkeit, verderbliche Lebensmittel wie Fleisch länger haltbar zu machen. Immer wieder waren die Salinen von Cervia (oder Ficocle) und das Salz aus Cervia Streitpunkt in zahlreichen Auseinandersetzungen. Jeder wollte die Kontrolle über die Salzgewinnung erreichen, denn Salz bedeutete Reichtum.
Altes und neues Cervia
Die alte Stadt war tatsächlich direkt innerhalb der Salinen angesiedelt. Ein natürlicher Deich umgab Cervia im Mittelalter, was den Raum begrenzte und zu zahlreichen Krankheitsausbrüchen führte. Dieser Verlust an Arbeitskräften veranlasste Papst Innozent XII., per Dekret im November 1697 die Aufgabe der alten Siedlung und eine Umsiedlung Richtung Osten, auf das heutige Siedlungsgebiet zu veranlassen. So entstand eine Planstadt mit rechteckigem Grundriss inklusive Polizeistation, Krankenhaus, Schlachthaus und Theater. Ein nach St. Michael benannter Turm diente als Vorkehrung, um herannahende Piraten rechtzeitig zu entdecken.
Süßes Salz aus Cervia
Süßes Salz aus Cervia – diese Bezeichnung ruft zu Recht Erstaunen hervor. Entweder süß oder salzig, sollte man meinen. Doch mit der Bezeichnung sale dolce ist nicht der Gegensatz zum Süßen, sondern zum Bitteren gemeint. Der Anteil an Natriumchlorid ist mit 97% ausgesprochen hoch und das Salz besonders rein und daher weniger bitter als andere Meersalze. Es eignet sich als grobes Meersalz besonders für die Zubereitung von Speisen mit Salzkrusten. Wer die Gelegenheit hat, nach Cervia zu reisen, sollte sich eine Führung in der einzigen nach historischem Vorbild arbeitenden Saline Camillone (und das Salz aus Camillone) nicht entgehen lassen.